1. Wieso kam das Safety Car vor Verstappen auf die Strecke?

Max Verstappen führte das Formel-1-Rennen in Miami in der Frühphase an. Doch ausgerechnet als das Safety Car aufgrund der Kollision zwischen Kevin Magnussen und Logan Sargeant ausgerufen wurde, war er boxenstopp-bedingt gerade nicht in Führung. Das Safety Car reihte sich dennoch vor dem Niederländer ein und nicht vor Lando Norris. Dadurch hatte Norris doppelt Glück. Er konnte gratis seinen Boxenstopp absolvieren, während das restliche Feld hinter dem Safety Car gefangen war.

Ein Fehler der Rennleitung? Nein! Denn das sportliche Reglement der Königsklasse schreibt nicht vor, dass das Neutralisations-Fahrzeug unbedingt vor dem Renn-Führenden auf die Strecke muss. Ganz im Gegenteil. In Artikel 55.6 heißt es: "Das Safety Car fährt mit eingeschalteten orangen Lichtern auf die Strecke und zwar unabhängig davon, wo sich der Führende befindet."

Die Priorität liegt bei einer Safety-Car-Phase erst einmal darauf, die Gefahrenstelle zu sichern und zu räumen. Die korrekte Reihenfolge hinter dem Safety Car muss erst später wiederhergestellt werden. In diesem Fall profitierte Norris von dem Timing, da sein Team ohne Druck Reifen wechseln konnte. Ohne das Safety Car zwischen den beiden wäre es spannend geworden. Denn Norris führte 11,3 Sekunden vor Verstappen. Boxenstopps unter vergleichbaren VSC-Bedingungen kosteten anderen F1-Fahrern in Miami inklusive Standzeit rund elf Sekunden.

Norris kann doch gewinnen! Erster F1-Sieg nur dank Safety Car? (15:23 Min.)

2. Warum hatte Verstappen keine Chance gegen Norris?

Norris kam durch die Unterstützung des Safety Cars ungefähr bei Renn-Halbzeit in Führung. Doch von da an war es immer noch ein langer Weg bis ins Ziel. Ungeachtet dessen hatte Max Verstappen keine Chance den McLaren-Pilot unter Druck zu setzen und fiel bis ins Ziel sogar um 7,6 Sekunden zurück.

Das hatte abgesehen von der ohnehin schon bärenstarken McLaren-Pace zwei Gründe. Einerseits hatte Norris die Pirelli-Reifen auf seiner Seite. Seine Hard-Pneus waren sechs Runden jünger als jene am Red Bull. Andererseits lag es möglicherweise auch an einem Schaden am RB20. Denn Verstappen räumte kurz vor seinem Boxenstopp einen Plastik-Pöller in Kurve 15 ab.

Teamchef Christian Horner erklärte nach dem Rennen: "Das hat viel Schaden an der Unterseite des Autos verursacht." Er bezifferte den Zeitverlust alleine in Kurve 1 auf zweieinhalb Zehntel. Verstappen selbst widersprach dem jedoch. Er meinte in der Pressekonferenz nach dem Rennen: "Da war kein Schaden."

3. Wofür erhielt Carlos Sainz eine Strafe?

Das Rennergebnis in Miami änderte sich nach dem Grand Prix noch einmal: Carlos Sainz fiel von Platz 4 auf die fünfte Position zurück, da er mit einer Zeitstrafe von fünf Sekunden belegt wurde. Grund dafür war eine Berührung mit Oscar Piastri, bei welcher der Frontflügel des McLaren-Piloten zu Bruch ging, als Sainz auf der 39. Runde in Kurve 17 einen Überhol-Versuch unternahm.

Die Stewards argumentierten, dass Sainz zu spät gebremst hatte, dadurch den Scheitelpunkt verpasste und das Heck verlor. Gleichzeitig hielten sie fest, dass der Australier dem Ferrari-Pilot ausreichend Platz gelassen habe. Normalerweise ist bei Kollisionen eine Zeitstrafe von zehn Sekunden vorgesehen. Die Stewards hatten als mildernde Umstände in Betracht gezogen, dass lediglich der Kontrollverlust über das Heck des Ferraris die Kollision verursacht hatte und der Zweikampf ansonsten in Ordnung gewesen wäre.

4. Wieso droht Kevin Magnussen eine Sperre?

Kevin Magnussen wurde beim Formel-1-Rennen in Miami seinem Ruf als Bad Boy mal wieder gerecht. Mehr denn je, könnte man sogar sagen. Er steht nach dem ersten von drei USA-Wochenenden bei zehn Strafpunkten, die allesamt noch bis in das Jahr 2025 Gültigkeit besitzen. Bei zwölf Punkten wird ein Fahrer für ein Rennen gesperrt.

Vor dem Miami-Wochenende stand er bereits bei fünf Zählern. Drei davon hatte er für eine Kollision mit Alex Albon in Saudi-Arabien erhalten, zwei weitere für das Abräumen von Yuki Tsunoda in China. In Miami wurden ihm noch zweimal Punkte angerechnet. Einmal für den Unfall mit Logan Sargeant im Rennen (2 Punkte) und einmal im Sprint, nachdem er bei drei verschiedenen Situationen die Strecke verlassen und sich damit einen Vorteil verschafft hatte (3 Strafpunkte). Das restliche Jahr darf er sich nicht mehr viel zu Schulden kommen lassen. Der Standard für das Verursachen eines Unfalls liegt beispielsweise bei zwei Zählern.

5. Wieso erhielt Haas für den Magnussen-Boxenstopp eine Strafe?

In Summe wurde der Haas-Pilot in Miami sogar sechsmal bestraft. Zu den bereits genannten Zeitstrafen gab es noch fünf Sekunden für vier Track-Limit-Übertretungen im Sprint. Für die sechste Strafe konnte er aber gar nichts. Sie entstand als Magnussen während der Safety-Car-Phase seine vorherige Zeitstrafe absaß. Magnussen hielt zwar lange genug an der Box, sein Team wechselte anschließend aber keine Reifen, sondern schickte ihn umgehend wieder los.

Unter normalen Bedingungen kein Problem. Doch während einer SC-Phase ist das nicht erlaubt. "Außer wenn die Fahrzeuge und das Safety Car die Boxengasse benutzen müssen, darf kein Fahrzeug an die Box fahren, während das Safety Car im Einsatz ist, es sei denn, es dient einem Reifenwechsel", heißt es im Reglement unmissverständlich. Eine Zeitstrafe von 20 Sekunden war die Folge. Diese warf ihn von P18 auf P19 zurück.

6. Wie kam Alpine zu seinem ersten Punkt?

Endlich hat auch Alpine in der Konstrukteurs-WM angeschrieben. Esteban Ocon konnte nach dem Rennen über den ersten Zähler für die Franzosen jubeln. Allgemein schien der Alpine in Miami über eine bessere Pace zu verfügen, als er es noch bei den vorherigen Rennwochenenden tat.

Etwas Glück benötigte Ocon aber trotzdem. Denn die kurze VSC-Phase, welche für den von Verstappen umgefahrenen Pöller ausgerufen wurde, kam für ihn goldrichtig. Der billige Boxenstopp verschaffte ihm die nötige Track Position. Fernando Alonso profitierte übrigens von derselben VSC-Phase, die ihm so zu P9 verhalf.

7. Wofür wurde Lance Stroll bestraft?

Lance Stroll wurde im Rennen ebenfalls mit einer Strafe belegt. 10 Sekunden erhielt er für ein Überholmanöver gegen Alex Albon wenige Runden vor Schluss. Der Kanadier ging außen in Kurve 1 an dem Williams-Piloten vorbei und kam dabei ohne viel Platz zu bekommen mit allen vier Rädern neben die Strecke. Die Stewards stuften das Manöver als illegal ein und Stroll gab die Position anschließend auch nicht zurück.

8. Warum war Daniel Ricciardo so weit hinten?

Im Sprint-Qualifying und im Sprint vollbrachte Daniel Ricciardo beinahe unmenschliches und stellte den Racing Bull jeweils auf die vierte Position. Im Qualifying und im Rennen war davon plötzlich nichts mehr zu sehen. Woran lag das? Die Pleite auf eine Runde konnte er sich selbst nicht erklären. Die Temperaturen im Reifen passten auch auf dem entscheidenden Run, aber Ricciardo fand einfach nicht ausreichend Grip.

Im Rennen erklärte sich Ricciardo die Probleme durch den Verkehr. Während er den VCARB 01 im Sprint über die gesamte Renndauer in freier Luft bewegen konnte, hatte dieser offenbar in verwirbelter Luft mehr Probleme. Dazu kam noch die Aero-Abstimmung. Ricciardo und Tsunoda hatten viel Abtrieb im Gepäck. Bei den Topspeed-Messungen waren die Racing Bulls jeweils am Ende des Klassements anzutreffen.